Anders als die Meisten verspürte Rheos keine Angst vor dem Tod, geriet nicht in Panik oder schrie sich die Seele aus dem Leib, flehte um sein Leben. Er verhielt sich ruhig, als man ihn aus dem Kerker holte, sicher um ihm ein qualvolles Ende zu bereiten. Irgendwie glaubte er nicht daran, dass Isthacar zu soetwas wie Gnade fähig waren und jemandem einen schnellen, schmerzfreien Tod schenkten. Wenn das Pech richtig zuschlug, würde man ihn sogar zuerst als Blutbeutel benutzen, ein paar Tage lang und dann elendig sterben lassen. Als man Rheos in den Palast brachte, wo die Räume der Königin auf ihn warteten, war er sich ziemlich sicher, dass Letzteres eintreffen würde. Womit er jedoch ganz und gar nicht gerechnet hatte war, dass sein Geist durchdrehte, als er die Königin zu Gesicht bekam. Bilder überfluteten seinen Verstand wie eine riesige Welle, wieder hörte er diese Stimme. Dann wurde ihm bewusst, dass sich vor ihm die Frau seiner Träume befand. Es war ihr Gesicht, das er sah und ihre Stimme, die ihm zurief zu ihr zurück zu kommen. Ein sonderbares Gefühl breitete sich in seinem Innern aus, verknotete seinen Magen, bereitete ihm Kopfschmerzen. Was hatte das zu bedeuten?
Was in ihm stattfand, ließ Rheos sich nicht anmerken. Er blieb ruhig, wenngleich sein Herzschlag es nicht war und der Sturm in seinen Gedanken sich erst legen musste. Verwundert darüber, dass man ihm die Ketten abnahm, sah er den Soldaten hinterher, bevor seine Aufmerksamkeit wieder auf der Königin lag. Sie war von unausgesprochener Schönheit, aber davon ließ ein Mann wie er sich nicht ablenken. Er vergass nicht wenn oder was er vor sich hatte, bloß weil sie schön war und bei jedem anderen sicher das Wasser im Mund zusammen gelaufen wäre. Rheos Schwanz wurde nicht gleich hart bei dem Anblick einer nackten Frau, schon gar nicht bei einer die ihn in den nächsten Minuten als Blutbeutel nutzen würde. "Der bin ich wohl", sagte er ohne Umschweife und fuhr nicht weniger bestimmt fort "Bereitet es einem nicht immer Spaß, wenn man Profit einstreicht?" Musternd bewegte sich sein Blick über die Königin, vor der er keine Scheu hatte auszusprechen was der Wahrheit entsprach. "Ich bin ein einfacher Mann, der nichts anderes wollte als genug Münzen in den Taschen zum überleben." Gut, das war nicht so ganz wahr, immerhin war er nicht mehr so arm wie damals und führte ein doch recht gutes Leben.
Zweite Gesichter: